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Erste Hilfe

Wissen Sie, was Sie in plötzlich auftretenden Notfällen an erster Hilfe leisten können?
Haben Sie eine Vorstellung davon, bei welchen Erkrankungen Sie sich bis zur nächsten Sprechstunde Zeit nehmen können, um den Tierarzt aufzusuchen und bei welchen Situationen umgehendes Handeln erforderlich ist?

Letztendlich zählt: Sind Sie sich unsicher, ob der Zustand Ihres Tieres lebensbedrohlich ist oder nicht, sollten Sie umgehend und ohne Verzögerung eine Tierarztpraxis oder Tierklinik aufsuchen!
Vielleicht haben Sie ja bereits einmal einen Erste-Hilfe-Kurs für Tierhalter besucht? Wenn nicht, möchten wir Ihnen hier ein paar Hinweise auf korrektes Vorgehen geben.
Oft ist es erforderlich, schnell und sachkundig zu handeln, um das Leben unserer Tiere zu retten oder ihnen eine schnelle Heilung zu ermöglichen.

Die Erste Hilfe bezieht sich auf die ersten Maßnahmen nach dem Unfall oder der plötzlichen Veränderung im Allgemeinbefinden unserer Tiere. Die weitere Behandlung sollte einem Tierarzt überlassen werden!

Für Erste Hilfe gilt für alle Formen von Notfällen, dass die wichtigsten Lebensfunktionen aufrechterhalten werden. Hierbei sollten wir das aus dem Humanbereich bekannte A-B-C-D-Schema einhalten.

A = Atemwege

Atemwege freimachen, Fremdkörper, Erbrochenes entfernen

B = Beatmen

Atmungsunterstützende Maßnahmen, wie Druck auf den Brustkorb oder direkte Beatmung über die Nase.

C = Circulation ( Kreislauf )

Stillen von Blutungen durch Druckverbände.

D = Drugs ( Medikamente )

Medikamente sollten nur vom Tierarzt verabreicht werden!

Für den Tierhalter ist es natürlich oft schwer, die Situation richtig einzuschätzen.
Teilweise werden Veränderungen überbewertet, z. B. eine Zecke, die unbedingt noch in der Nacht entfernt werden soll.

Dagegen wird der Versuch des Hundes sich zu Erbrechen und das Aufblähen des Magens als weniger dramatisch eingestuft und eine vorhandene Magendrehung kann nicht rechtzeitig behandelt werden. Diese Hunde sind nach mehr als 4-5 Stunden kaum noch zu retten, da die Blutgefäße abgeschnürt sind und der Magen abstirbt. Es kommt letztlich zum Herz- Kreislaufversagen.

Grundsätzliche Erste-Hilfe-Maßnahmen:

  • Als erstes sollte überprüft werden, ob das Tier noch atmet. Ist man sich unsicher, kann eine Brille oder ein Spiegel vor die Nase gehalten werden. Beschlagen die Gläser, dann atmet das Tier noch selbständig.
  • Ist keine eigenständige Atmung zu erkennen oder ist das Tier bewusstlos, muss die Zunge hervorgezogen und Fremdkörper/Blut oder Erbrochenes – soweit vorhanden – aus der Maulhöhle entfernt werden. Kopf tief lagern.
  • Der Brustkorb sollte nun kurz hintereinander vorsichtig mit den Händen zusammengedrückt werden, um die Selbstatmung anzuregen.Gelingt das nicht, muss direkt beatmet werden.
    Hierbei ist aber zu beachten, dass sich die helfende Person schützt, indem sie den Fang mit einem Band, Krawatte oder Gürtel zubindet, um nicht eventuell gebissen zu werden. Die Tiere sind oft in Panik und können auch dem Besitzer gegenüber ungewohnt reagieren.

Wunden oder vorgefallene Organe

…sollten mit feuchten, sauberen Tüchern (steril aus dem Verbandskasten) abgedeckt werden. Stark verschmutzte Wunden mit sauberem Wasser reinigen. Bei starken Blutungen ist der Druckverband (soweit möglich) dem Abbinden der Gliedmaße (Gefahr durch Schädigung von Nerven und Blutgefäßen) unbedingt vorzuziehen!

Knochenbrüche

…kann man z.B. mit einer aufgerollten Zeitung mit Mullbinden schienen. Bei einer akuten Lähmung muss der Patient vorsichtig (Wirbelsäule!) gelagert werden. Transport nur auf fester Unterlage (z.B. Brett o.ä.).

Verbrennungen

Reichliches Abduschen mit kaltem Wasser. KEIN Aufbringen von Puder, Salben oder anderen Substanzen! Für Transport mit kalten, feuchten Tüchern abdecken!

Hitzschlag

Tier an schattigen, gut klimatisierten Ort bringen und in nasse, kalte Tücher einwickeln.

Vergiftungen

KEINE Selbstbehandlung oder Erste Hilfe durch den Tierhalter möglich! Der umgehende Transport in die Tierarztpraxis oder Tierklinik ist unumgänglich! Alle verfügbaren gifthaltigen Substanzen (Giftreste, Verpackung, Köder, Kot und Erbrochenes des Patienten) zum Giftnachweis mitbringen!

Nachdem die Erste Hilfe erfolgt ist

Nach einer Ersten Hilfe müssen die betroffenen Tiere möglichst schnell in eine Tierarztpraxis oder Tierklinik gebracht werden.
Um sicher zu sein, dass in der Praxis oder Klinik ein Arzt zur Verfügung steht, sollten Sie sich unbedingt telefonisch ankündigen! Besonders natürlich außerhalb der üblichen Sprechstunden oder an Feiertagen! Schreiben Sie sich bereits heute die Telefonnummern Ihres Tierarztes und der nächstgelegenen Tierklinik zu Ihren Not-Telefonnummern, dann brauchen Sie in der aufkommenden Panik des Notfalls nicht danach zu suchen!

Zum Thema Hausbesuche

Nur im absoluten Ausnahmefall sollten Sie um einen Hausbesuch bitten, da in einer Praxis oder Klinik dem Tier wesentlich besser geholfen werden kann. Nur hier steht die gesamte Palette der geeigneten Hilfsmittel zur Diagnose und Behandlung zur Verfügung.